Photovoltaik-Anlagen in der betrieblichen Praxis: Ein Leitfaden zur Planung, Installation und Prüfung

Photovoltaik-Anlagen spielen eine entscheidende Rolle bei der nachhaltigen Energieversorgung. Mit über 3,4 Millionen installierten Anlagen in Deutschland sind sie ein bedeutender Bestandteil der Energiewende und leisten einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes. Dieser Blogbeitrag bietet einen umfassenden Überblick über die Grundlagen der Photovoltaik-Technologie, die Planung und Installation von netzgekoppelten Systemen sowie die notwendigen Prüfungen und Sicherheitsanforderungen. Ziel ist es, das notwendige Wissen zur sicheren und effizienten Nutzung von Photovoltaik-Anlagen zu vermitteln.

Grundlagen der Photovoltaik

Photovoltaik beschreibt die Umwandlung von Solarstrahlung in elektrische Energie mittels Solarzellen. Ein Solarmodul besteht aus mehreren Solarzellen, die die Sonnenenergie direkt in Gleichstrom (DC) umwandeln. Ein zentraler Bestandteil einer PV-Anlage ist der Wechselrichter, der den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom (AC) umwandelt, damit dieser ins Stromnetz eingespeist werden kann. Die wichtigsten Kenngrößen einer Photovoltaik-Anlage sind der Wirkungsgrad, die Nennleistung und die Energieertragsberechnung. Diese Kenngrößen helfen dabei, die Effizienz einer Anlage zu bestimmen und sicherzustellen, dass der erzeugte Strom optimal genutzt wird. Planung und Auslegung von Photovoltaik-Anlagen Die Planung einer netzgekoppelten Photovoltaik-Anlage erfordert fundierte Kenntnisse über die verschiedenen Komponenten und deren optimale Auslegung. Dabei müssen zahlreiche Faktoren berücksichtigt werden:

1. Standortanalyse: Die Lage und Ausrichtung der Solarmodule sind entscheidend für den Energieertrag. Ein geeigneter Standort sollte möglichst viele Sonnenstunden aufweisen und wenig von Schatten betroffen sein.
2. Solarmodule: Die Auswahl und Anordnung der Solarmodule sind wichtig, um eine maximale Leistung zu erzielen. Module können entweder auf Dächern, Freiflächen oder an Fassaden angebracht werden.
3. Unterkonstruktion: Eine stabile Unterkonstruktion ist notwendig, um die Module sicher zu befestigen. Hierbei müssen die örtlichen Wind- und Schneelasten berücksichtigt werden.
4. Verkabelung und Verschaltung: Die Module werden zu sogenannten Strings verschaltet. Diese Strings werden dann mit dem Wechselrichter verbunden, um den erzeugten Gleichstrom umzuwandeln. Die Auswahl geeigneter DC-Kabel und Verbinder ist entscheidend für eine sichere und verlustarme Stromübertragung.
5. Wechselrichter: Der Wechselrichter ist das Herzstück der Anlage. Seine Aufgabe ist es, den erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umzuwandeln, der direkt ins öffentliche Netz eingespeist werden kann. Es gibt verschiedene Arten von Wechselrichtern, je nach Anlagengröße und Anforderungen. Eine sorgfältige Planung stellt sicher, dass die Anlage effizient arbeitet und keine Fehlerquellen entstehen, die den Energieertrag mindern oder die Sicherheit gefährden könnten.


Errichtung und Installation von PV-Anlagen

Die Errichtung einer Photovoltaikanlage ist ein komplexer Prozess, der fundierte Fachkenntnisse und eine präzise Arbeitsweise erfordert. Bei der Installation sind folgende Schritte von zentraler Bedeutung:

  • Montage der Module: Die Module müssen korrekt montiert und sicher befestigt werden. Hierbei sind die Vorgaben des Herstellers sowie die statischen Anforderungen zu berücksichtigen.
  • Verschaltung der Module zu Strings: Die Module werden so verschaltet, dass eine optimale Spannung erreicht wird. Bei der Verschaltung ist darauf zu achten, dass die Verkabelung korrekt ausgeführt wird, um Verluste zu minimieren und die Sicherheit zu gewährleisten.
  • Wechselrichter und Parametrierung: Der Wechselrichter wird angeschlossen und die notwendigen Parameter eingestellt, damit der erzeugte Strom effizient ins Netz eingespeist werden kann.
  • Erdung und Blitzschutz: Um die Anlage und das Gebäude vor Schäden durch Blitzeinschläge zu schützen, sind entsprechende Blitzschutz- und Erdungsmaßnahmen erforderlich. Dies schützt sowohl die Anlagentechnik als auch die Menschen im Umfeld vor den Auswirkungen eines Blitzeinschlags.
  • Inbetriebnahme: Nach der Installation erfolgt die Inbetriebnahme der Anlage. Hierbei werden alle Komponenten auf ihre korrekte Funktion hin geprüft, und es wird sichergestellt, dass die Anlage sicher betrieben werden kann. Die Inbetriebnahme schließt auch die Einhaltung der Anforderungen des Netzbetreibers ein, der die Einspeisung des erzeugten Stroms genehmigen muss.

Messungen und Prüfungen von PV-Anlagen

Eine wesentliche Anforderung an die Photovoltaikanlage ist die Einhaltung der Sicherheitsanforderungen und die regelmäßige Überprüfung der Komponenten. Zu den wesentlichen Messungen und Prüfungen gehören:

  • Isolationsprüfung: Diese stellt sicher, dass keine Isolationsfehler vorliegen, die zu einem Kurzschluss oder einer Gefahr für Menschen führen könnten.
  • Niederohmmessung: Sie überprüft die Durchgängigkeit der elektrischen Verbindungen, um sicherzustellen, dass keine losen Verbindungen vorhanden sind, die den Stromfluss behindern könnten.
  • Erdungswiderstandsmessung: Die Erdung der Anlage muss überprüft werden, um sicherzustellen, dass im Fehlerfall gefährliche Spannungen sicher abgeleitet werden.
  • Funktionsprüfungen: Hierbei wird der Wechselrichter getestet und die Funktionsfähigkeit aller Komponenten überprüft.
  • Fehlerstrom-Schutzschalter (RCD): Der Fehlerstrom-Schutzschalter schützt vor elektrischen Schlägen, indem er Fehlerströme erkennt und den Stromkreis automatisch unterbricht. Die Auslösezeit und der Auslösestrom müssen regelmäßig geprüft werden. Alle Prüfungen und Messungen erfolgen nach festgelegten Normen und Verordnungen, darunter:
  • VDE 0100-600: Diese Norm legt die Anforderungen an die Errichtung von Niederspannungsanlagen fest und umfasst alle notwendigen Prüfungen vor der Inbetriebnahme.
  • VDE 0100-712: Sie behandelt spezifische Anforderungen für die Errichtung von PV-Systemen.
  • EN 62446-1 und EN 62446-2: Diese Normen legen die Anforderungen an die Inbetriebnahme und die Instandhaltung von netzgekoppelten PV-Systemen fest. Eine sorgfältige Dokumentation aller Messungen und Prüfungen ist erforderlich, um die Einhaltung der Normen nachzuweisen und die Sicherheit der Anlage langfristig zu gewährleisten.

Typische Fehlerquellen und ihre Vermeidung

Fehler können in verschiedenen Phasen der Planung, Installation und Inbetriebnahme auftreten. Zu den häufigsten Fehlerquellen gehören:

  • Schlechte Planung: Fehler bei der Standortwahl, der Auswahl der Solarmodule oder bei der Dimensionierung des Wechselrichters können zu einer geringeren Leistung und höheren Kosten führen.
  • Fehlerhafte Installation: Fehler bei der Montage der Module oder bei der Verkabelung können zu Ertragsverlusten und Gefahren führen. Eine unsachgemäße Erdung kann zudem zu gefährlichen Situationen im Falle eines Blitzeinschlags führen.
  • Mangelhafte Wartung: Photovoltaik-Anlagen benötigen regelmäßige Wartung und Überprüfung, um sicherzustellen, dass alle Komponenten korrekt funktionieren und keine Schäden vorliegen. Durch eine sorgfältige Planung, eine fachgerechte Installation und eine regelmäßige Wartung lassen sich viele Fehler vermeiden und der Energieertrag der Anlage maximieren.

Schutzmaßnahmen und Sicherheitsanforderungen

Die Sicherheit steht bei Photovoltaik-Anlagen an erster Stelle. Um die Sicherheit von Menschen und Gebäuden zu gewährleisten, müssen verschiedene Schutzmaßnahmen getroffen werden:

  • Leitungsschutzschalter: Diese schützen die Kabel vor Überlast und Kurzschlüssen, indem sie den Stromkreis automatisch unterbrechen.
  • Fehlerstromschutzschalter (FI-Schalter): Diese Geräte schützen Menschen vor gefährlichen Fehlerströmen, indem sie den Stromkreis bei einem Isolationsfehler unterbrechen.
  • Blitzschutzsysteme: Diese schützen die Anlage und das Gebäude vor den Folgen eines Blitzeinschlags.
  • Erdung: Alle metallischen Teile der Anlage müssen geerdet werden, um im Fehlerfall gefährliche Spannungen sicher abzuleiten. Die Einhaltung der Sicherheitsanforderungen ist entscheidend, um die Sicherheit der Anlage und ihrer Nutzer zu gewährleisten und die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen. Gehen Sie auf Nummer sicher mit dem 4-tägigem Lehrgang: Fachkunde für Photovoltaikanlagen in der betrieblichen Praxis!

Photovoltaik im Kontext der Energiewende

Photovoltaik-Anlagen sind eine zentrale Säule der Energiewende. Sie ermöglichen eine nachhaltige und umweltfreundliche Stromerzeugung und tragen wesentlich zur Reduzierung des CO₂-Ausstoßes bei. Durch den Einsatz moderner Technologien und die Einhaltung aller Normen und Sicherheitsanforderungen wird sichergestellt, dass die Anlagen zuverlässig arbeiten und die Energieversorgung der Zukunft unterstützen. Die steigende Nachfrage nach Solarstrom führt zu einem wachsenden Bedarf an qualifizierten Fachkräften, die in der Lage sind, PV-Anlagen zu planen, zu installieren und zu warten. Mit dem richtigen Wissen und der entsprechenden Fachkunde lassen sich PV-Anlagen effizient betreiben und so ein wichtiger Beitrag zur nachhaltigen Energieversorgung leisten.

Zusammenfassung: Fachgerechte Planung, Installation und Prüfung von Photovoltaik-Anlagen

Die Planung, Installation und Prüfung von Photovoltaik-Anlagen erfordert umfassendes Fachwissen und eine präzise Umsetzung. Eine sorgfältige Planung berücksichtigt die optimalen Standortbedingungen, die Auswahl der passenden Solarmodule und Wechselrichter sowie die korrekte Verschaltung. Die Installation muss alle Sicherheitsanforderungen erfüllen, um die Sicherheit der Anlage und der Nutzer zu gewährleisten. Regelmäßige Prüfungen und Wartungen sind entscheidend, um die Sicherheit und Effizienz der Anlage sicherzustellen und eine langfristig zuverlässige Energieversorgung zu ermöglichen. Photovoltaik-Anlagen sind ein wichtiger Bestandteil der Energiewende, und durch den richtigen Umgang mit diesen Technologien tragen wir zur Schaffung einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Zukunft bei.

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