1. Warum ist die Prüfung elektrischer Maschinen nach EN 60204-1 (VDE 0113-1) erforderlich?
Die EN 60204-1 (VDE 0113-1) legt die sicherheitstechnischen Anforderungen an die elektrische Ausrüstung von Maschinen fest. Ziel ist es, Gefährdungen durch elektrischen Strom zu vermeiden und die elektrische Sicherheit während des gesamten Lebenszyklus der Maschine sicherzustellen. Die Prüfung dient der Gefährdungsminimierung, der Erfüllung rechtlicher Vorgaben und dem Schutz von Beschäftigten und Sachwerten.
2. Welche Rolle spielt die VDE 0105-100 bei der Maschinenprüfung?
Die VDE 0105-100 regelt das Betrieb und die Prüfung elektrischer Anlagen und gilt ergänzend zur VDE 0113. Sie stellt sicher, dass Maschinen auch nach der Inbetriebnahme in einem sicheren Zustand verbleiben. Die Norm enthält Vorgaben zur wiederkehrenden Prüfung und zur Qualifikation des Prüfpersonals sowie zur Durchführung von Sichtprüfungen, Messungen und Erprobungen.
3. Was sind typische Inhalte einer Maschinenprüfung gemäß EN 60204-1 und VDE 0105-100?
Eine Maschinenprüfung umfasst:
- Sichtprüfung (z. B. Zustand von Leitungen, Schutzleitern, Gehäusen)
- Funktionsprüfung (z. B. Schaltfunktionen, Not-Aus)
- Messungen wie:
- Isolationswiderstand
- Ableitstrommessung
- RCD-Prüfung
- Restspannungsmessung
- Drehfeldmessung
- ggf. Hochspannungsmessung Diese Prüfungen müssen systematisch und dokumentiert erfolgen.
4. Welche Rechtsgrundlagen gelten für die Maschinenprüfung?
Die Prüfung elektrischer Maschinen basiert auf:
- Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG)
- Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)
- DGUV Vorschrift 1 und 3
- Niederspannungsrichtlinie 2014/35/EU Diese Vorschriften fordern eine regelmäßige Prüfung zur Vermeidung von Gefährdungen und zur Erfüllung der Betreiberpflichten.
5. Wer darf elektrische Maschinen prüfen?
Die Prüfung darf ausschließlich durch eine Elektrofachkraft mit ausreichender Erfahrung im Bereich der Maschinenprüfung erfolgen. Diese Person muss mit den relevanten Normen (VDE 0113, VDE 0105-100) vertraut sein, geeignete Messgeräte sicher bedienen und die Prüfergebnisse korrekt dokumentieren können.
6. Was ist bei der Auswahl von Messgeräten zu beachten?
Die eingesetzten Messgeräte müssen:
- für den jeweiligen Prüfzweck geeignet und normkonform sein
- regelmäßig kalibriert und gewartet werden
- Grenzwerte entsprechend der EN 60204-1 und weiterer Normen zuverlässig erfassen können Geräte zur Isolationsmessung, RCD-Prüfung oder Restspannungsmessung müssen zudem spezifisch für Maschinen ausgelegt sein.
7. Was sind typische Fehlerquellen bei der Maschinenprüfung?
Häufige Probleme sind:
- unvollständige oder fehlende Dokumentation
- fehlerhafte oder nicht korrekt durchgeführte Messungen
- Missachtung von Ableitströmen, besonders bei Einsatz von Frequenzumrichtern
- falsche Einschätzung von Restspannungen an Antriebskomponenten
- mangelhafte Prüfung der Schutzleiter
Diese Fehler können zu Personengefährdung, Ausfällen oder rechtlichen Konsequenzen führen.
8. Wie werden die Prüfergebnisse dokumentiert?
Die Ergebnisse der Maschinenprüfung werden in einem Prüfprotokoll festgehalten, das Folgendes enthalten muss:
- geprüfte Maschine (Typ, Seriennummer, Standort)
- Datum der Prüfung
- Name und Qualifikation des Prüfers
- durchgeführte Prüfschritte mit Messergebnissen
- Bewertung (i. O. / n. i. O.)
- ggf. Maßnahmen bei Mängeln
Diese Dokumentation ist Bestandteil des Nachweises der Arbeitsschutzpflichten.
9. Wie häufig müssen Maschinen nach EN 60204-1 geprüft werden?
Die Betriebssicherheitsverordnung schreibt vor, dass Maschinen regelmäßig geprüft werden müssen. Die Intervalle ergeben sich aus der Gefährdungsbeurteilung und hängen von Faktoren wie Nutzungshäufigkeit, Umgebungsbedingungen und Maschinenkomplexität ab. Wiederholungsprüfungen können jährlich oder in kürzeren Abständen erfolgen, insbesondere bei sicherheitskritischen Anlagen.
10. Was ist der Nutzen eines praktischen Messtrainings im Seminar?
Ein praktisches Messtraining ermöglicht es, die Prüfverfahren unter realistischen Bedingungen zu üben. Mit Simulationen typischer Fehlerbilder und der Anwendung verschiedener Messgeräte lernen die Teilnehmenden, sichere, normkonforme und rechtssichere Prüfungen durchzuführen. Dies stärkt die Handlungssicherheit im Betrieb und reduziert Fehler in der Praxis.