1. Was ist die Maschinenverordnung (EU) 2023/1230 und wie beeinflusst sie die Technische Dokumentation?
Die Maschinenverordnung (EU) 2023/1230 ersetzt die bisherige Maschinenrichtlinie 2006/42/EG und stellt neue Anforderungen an die Technische Dokumentation von Maschinen und Anlagen. Sie verpflichtet Hersteller, digitale Betriebsanleitungen bereitzustellen und fordert klare, strukturierte und normenkonforme Dokumente, die sowohl sicherheitstechnische als auch benutzerbezogene Anforderungen erfüllen
2. Welche Normen sind für die Erstellung von Betriebsanleitungen relevant?
Die wichtigsten Normen sind DIN EN 82079-1 (Erstellen von Gebrauchsanleitungen) und DIN EN ISO 20607, die speziell für Maschinen konzipiert wurde. Beide Normen enthalten Vorgaben zur Strukturierung, Gestaltung, Terminologie und Sicherheitshinweisen. Sie dienen als Leitfaden für eine verständliche und regelkonforme Technische Dokumentation.
3. Was muss eine Betriebsanleitung nach der neuen Maschinenverordnung enthalten?
Nach der neuen Maschinenverordnung sind mindestens folgende Inhalte vorgeschrieben:
• Sicherheits- und Warnhinweise
• Montage- und Installationsanleitung
• Bedienungsanweisungen
• Wartungs- und Instandhaltungsangaben
• Fehlermeldungen und Störungsbeseitigung
• Technische Daten
• EG-Konformitätserklärung
Diese Inhalte müssen benutzerfreundlich, barrierefrei und mehrsprachig gestaltet sein, insbesondere bei Exporten in den EU-Binnenmarkt.
4. Was bedeutet „barrierefreie Technische Dokumentation“?
Barrierefreiheit in der Technischen Dokumentation bedeutet, dass Inhalte auch für Menschen mit Einschränkungen zugänglich sind. Dies umfasst z. B. klare Sprache, kontrastreiche Gestaltung, lesefreundliche Schriften und alternative Zugriffsformate. Die EU-Richtlinie 2019/882 gibt hier konkrete Vorgaben für elektronische Inhalte, die zunehmend auch auf digitale Betriebsanleitungen angewendet werden.
5. Welche Rolle spielt der digitale Produktpass in der Technischen Dokumentation?
Der digitale Produktpass ist Bestandteil der geplanten Ökodesign-Verordnung der EU und soll zukünftig zentrale Produktinformationen – inklusive Sicherheitsdaten, Energieverbrauch und Reparaturanleitungen – elektronisch bereitstellen. Für die Technische Dokumentation bedeutet das eine noch stärkere Integration digitaler Informationssysteme und die Nutzung von Content-Delivery-Plattformen.
6. Wie unterscheiden sich Content Delivery Portale von mobiler Dokumentation?
Content Delivery Portale dienen der strukturierten Bereitstellung von digitalen Informationen, oft über webbasierten Zugriff oder über Schnittstellen (API). Sie sind auf Aktualität und Versionssicherheit ausgelegt. Mobile Dokumentation hingegen bezeichnet die Nutzung und Aufbereitung technischer Informationen speziell für mobile Endgeräte wie Tablets oder Smartphones. Beide Konzepte ergänzen sich, haben aber unterschiedliche Schwerpunkte.
7. Welche Vorteile bietet der Einsatz von Redaktionssystemen gegenüber MS Word?
Redaktionssysteme bieten strukturierte, modulare Inhalte, automatisierte Variantenverwaltung, konsistente Terminologie und eine höhere Effizienz bei der Mehrsprachigkeit. Im Vergleich zu MS Word lassen sich mit professionellen Tools wie SCHEMA ST4 oder COSIMA deutlich bessere Ausgabequalität und Wiederverwendbarkeit erzielen – ein wichtiger Aspekt der wirtschaftlichen Technischen Dokumentation.
8. Was sind typische Fehler bei der Erstellung von Betriebsanleitungen – und wie lassen sie sich vermeiden?
Häufige Fehler sind:
• Fehlende oder unvollständige Sicherheits- und Warnhinweise
• Zielgruppengerechte Sprache wird nicht beachtet
• Inkonsistente Terminologie
• Unstrukturierte Layouts ohne Modulsystem
• Unklare Verantwortlichkeiten im Erstellungsprozess
Diese Fehler lassen sich vermeiden durch den Einsatz normativer Leitlinien (DIN EN 82079-1, ISO 20607), professioneller Tools und standardisierter Prozesse (z. B. ARA-Konzept, DITA).
9. Welche Anforderungen stellt die Norm DIN EN ISO 20607 an die Sicherheitsinformationen?
Die Norm fordert:
- Eine klare Trennung zwischen Sicherheits- und Anwendungshinweisen
- Signalwörter wie „Gefahr“, „Warnung“, „Vorsicht“
- Piktogramme und Farbcodierung
- Die Platzierung der Warnhinweise vor der zugehörigen Handlung
- Mehrsprachigkeit und Verständlichkeit ohne technische Vorkenntnisse
10. Welche Trends beeinflussen aktuell die Technische Dokumentation?
Aktuelle Trends in der Technischen Redaktion sind:
- Einsatz von KI für automatische Textgenerierung, Qualitätssicherung und Klassifizierung
- Augmented Reality (AR) für interaktive Anleitungen
- Information 4.0 für kontextbezogene, adaptive Inhalte
- Chatbots zur Benutzerunterstützung im After-Sales-Service
- Einführung von iiRDS (intelligent information Request and Delivery Standard) als Standardformat zur maschinenlesbaren Bereitstellung von Inhalten