Blitzschutz und Überspannungsschutz

Per Definition handelt es sich bei Blitzschutzsystemen um Vorrichtungen, die Gebäude, elektrische Anlagen sowie Personen vor den potenziell gefährlichen Folgen eines Blitzeinschlags schützen. Infolge eines Blitzeinschlags kann es zu enormen elektrischen Strömen und hohen Temperaturen kommen, die schwere Schäden an Gebäuden sowie elektrischen Geräten anrichten oder Brände nach sich ziehen können. Blitz- und Überspannungsschutzsysteme bieten einen entsprechenden Schutz vor den genannten Gefahren, indem sie die Energie eines Blitzeinschlags kontrolliert ableiten und auf diese Weise Schäden verhindern.

Was sind äußerer und innerer Blitzschutz?

Blitzschutzsysteme werden grundlegend in zwei Kategorien unterteilt: den äußeren und den inneren Blitzschutz. In Kombination helfen sie dabei, einen umfassenden Schutz gegenüber unterschiedlichsten Gefahren infolge von Blitzeinschlägen zu schützen. In Deutschland sind die Vorgaben für beide Schutzarten in der Norm VDE 0185-305 (DIN EN 62305) sowie weiteren, den Blitzschutz betreffenden Normen detailliert beschrieben.

Demnach hat der äußere Blitzschutz primär die Funktion, Blitze abzufangen und die dabei entstehende elektrische Energie kontrolliert in den Boden abzuleiten. Die Fangeinrichtung - umgangssprachlich oft als Blitzableiter bezeichnet - wird dabei auf dem höchsten Punkt eines Gebäudes, meist dem Dach, montiert. Diese metallischen Stangen oder Drähte sind so konstruiert, dass sie die hohe elektrische Ladung eines Blitzes sicher in das Blitzschutzsystem leiten. Über die Ableitungen, die entlang des Gebäudes verlaufen, wird der Blitzstrom sicher in Richtung des Erdungssystems transportiert.

Während der äußere Blitzschutz ein Gebäude vor direkten Blitzeinschlägen schützt, dient der innere Blitzschutz dazu, Schäden durch die indirekten Folgen des Blitzeinschlags zu minimieren. Etwaige Schäden sind auf elektromagnetische Impulse sowie Spannungsspitzen zurückzuführen, die elektrische und elektronische Anlagen im Gebäude zerstören oder Störungen verursachen können.

Welche Blitzschutzklassen und Lightning Protection Levels (LPL) gibt es?

Der Blitzschutz wird in vier verschiedene Klassen unterteilt, stets basierend auf dem Risiko sowie den spezifischen Schutzanforderungen eines jeden Gebäudes. Die Klassen geben dabei konkret vor, wie umfangreich das Blitzschutzsystem sein muss, um einen ausreichenden Schutz zu gewährleisten.

  • Blitzschutzklasse 1: Bietet den höchsten Schutz und wird für besonders gefährdete Gebäude oder solche mit hohem Schadenpotenzial wie Rechenzentren, militärische Einrichtungen und Kernkraftwerken und Ex-Schutzbereiche verwendet.
  • Blitzschutzklasse 2: Kommt bei mittlerem Risiko, insbesondere Spaßbäder, Schreinereien, Kunststofffabriken, Krankenhäusern, in der Industrie sowie der Chemie zum Einsatz.
  • Blitzschutzklasse 3: Für Gebäude mit geringerer Gefährdung, PV-Anlagen , Kirchen , Hotels ,Schulen sowie Verwaltungs- und Wohngebäude.
  • Blitzschutzklasse 4: Bietet den grundlegendsten Schutz für kleine Bürogebäude, Einfamilienhäuser und wird ansonsten bei Gebäuden mit sehr geringem Risiko eingesetzt.

Die Lightning Protection System - kurz LPS - definieren hingegen die Schutzklasse, die für verschiedene Gebäudeklassen erforderlich sind. Die LPS dienen als Planungsgrundlage für die Dimensionierung des Blitzschutzsystems und definieren, wie stark ein Blitz sein kann, der durch das System abgefangen und abgeleitet werden muss.

Während die LPS 1 das höchste Schutzniveau bietet, kommen die LPS 2, 3 und bei mäßig starken sowie geringen Blitzstärken zum Einsatz. Die Wahl der Blitzschutzklasse und des entsprechenden LPS erfolgt auf Basis einer Risikoanalyse gemäß der DIN EN 62305-2, die die Blitzdichte, Gebäudenutzung und mögliche Folgen eines Blitzeinschlags berücksichtigt.

Blitzschutz und Überspannungsschutz: Was ist der Unterschied?

Obwohl Blitzschutz und Überspannungsschutz oft im Zusammenhang genannt werden, gibt es signifikante Unterschiede hinsichtlich ihrer Aufgaben sowie ihrer Funktionsweise. Dennoch sind beide Systeme notwendig, um einen effektiven Schutz vor den vielfältigen Gefahren durch Blitzeinschläge sowie elektrischen Störungen zu gewährleisten.

Der Blitzschutz ist darauf ausgelegt, direkte Blitzeinschläge auf ein Gebäude oder eine Struktur abzufangen und den gefährlichen Blitzstrom sicher in die Erde abzuleiten. Primäre Komponenten des Blitzschutzes sind die äußeren Blitzschutzkomponenten wie die Fangeinrichtung, die Ableitung sowie das Erdungssystem. Der Blitzschutz dient somit in erster Linie dazu, strukturelle Schäden am Gebäude sowie das Risiko von Bränden und gefährlichen elektrischen Strömen im Gebäude infolge eines Blitzeinschlages zu verhindern.

Auf der anderen Seite schützt der Überspannungsschutz vor Spannungsspitzen, die durch indirekte Blitzeinschläge sowie Schaltvorgänge im Stromnetz entstehen können. Etwaige Spannungsspitzen können elektrische und elektronische Geräte im betroffenen Gebäude schwer beschädigen. Überspannungsschutzgeräte werden daher an kritischen Punkten im Stromnetz installiert. Dies dient dem Zweck, überschüssige Energie zu dämpfen und empfindliche Geräte auf diese Weise vor Spannungsspitzen zu schützen.

Was ist bei Blitzschutzanlagen zu beachten?

Sowohl der Aufbau als auch der Betrieb von Blitzschutzanlagen bedingt eine besondere Sorgfalt und Fachwissen, um maximale Sicherheit gewährleisten zu können. Aus diesem Grund gibt es klare Vorgaben, die bei der Planung, der Installation sowie der Wartung zu berücksichtigen sind. In Deutschland muss die Installation von Blitzschutzanlagen nach der VDE 0185-305-4 (DIN EN 62305-4) erfolgen. Hierbei ist es essenziell, dass die Montage von zertifizierten Fachkräften durchgeführt wird, da unsachgemäße Installationen die Schutzwirkung maßgeblich negativ beeinflussen kann.

Zudem müssen Blitzschutzanlagen als Gesamtsystem betrachtet werden, das sich aus dem äußeren sowie inneren Blitzschutz (Überspannungsschutz) zusammensetzt. Nur wenn diese 2 Faktoren aufeinander abgestimmt sind, ist ein umfassender Schutz gewährleistet.

Überspannungsschutzgeräte (SPD) und ihre Koordination

Überspannungsschutzgeräte (SPD) sind zentraler Bestandteil des Schutzes elektrischer Systeme. Sie dienen dem Zweck, überschüssige Spannungen abzuleiten, ehe diese Schäden an Geräten oder Anlagen verursachen kann. Für einen effektiven Schutz ist es wichtig, die verschiedenen SPD-Typen richtig zu koordinieren und gemäß den geltenden Normen zu installieren.

SPDs des Typs 1 ( Überspannung-Schutzgerät ) bieten den höchsten Schutz vor direkten Blitzeinschlägen und werden zumeist im Hauptstromversorgungssystem installiert. Sie sind darauf ausgerichtet, Blitzströme direkt abzuleiten, sofern diese infolge eines Blitzeinschlags entstehen. SPDs des Typs 1 werden an der Schnittstelle zwischen dem öffentlichen Stromnetz und der Gebäudeinstallation platziert, um den ersten Schutzwall zu bilden und Ströme von 100 000 A abzuleiten.

SPDs des Typs 2 ( Überspannungsableiter ) werden in Unterverteilungen installiert und schützen vor indirekten Blitzeinschlägen sowie vor größeren Spannungsspitzen. Dabei agieren sie als zweite Schutzstufe, deren Aufgabe es ist, die verbleibende Überspannung zu drosseln, um elektrische Geräte davor zu schützen, wie sie in gewerblichen oder industriellen Anlagen zum Einsatz kommen.

SPDs des Typs 3 ( Überspannung-Schutzgerät ) schützen empfindliche Endgeräte wie Computer, Fernseher oder Haushaltsgeräte. Um dies zu ermöglichen, werden sie in unmittelbarer Nähe der Endgeräte installiert. Ein Beispiel hierfür sind Steckdosenleisten. Dort bieten sie einen feinen Schutz vor den verbleibenden Spannungsspitzen.

Um einen optimalen Schutz gewährleisten zu können, müssen die verschiedenen SPDs in einer abgestuften Reihenfolge installiert werden. Dies bedeutet in der Praxis, dass ein SPD Typ 1 nahe dem Netzeingang installiert wird, gefolgt von Typ 2 in den Unterverteilungen und Typ 3 in der Nähe der Endgeräte. Dabei gilt es darauf zu achten, die Schutzpegel aufeinander abzustimmen. Ist der Unterschied zwischen den einzelnen Schutzpegeln zu groß, sinkt die Effizient der Überspannungsschutzgeräte.

Anwendungsbeispiele und Best Practices

Wesentliches Merkmal des Blitz- und Überspannungsschutzes ist es, dass dieser stets an die individuellen Gegebenheiten des zu schützenden Gebäudes angepasst sein muss. Dabei unterscheiden sich die Anforderungen je nach Art des Gebäudes und seiner Nutzung. In Wohngebäuden setzt sich der Blitz- und Überspannungsschutz in der Regel aus einer Fangeinrichtung, einem Potenzialausgleich sowie SPDs zusammen. Für Industrieanlagen und Bürogebäuden ist ein komplexer Blitz- und Überspannungsschutz vorgeschrieben, der die Kombination unterschiedlicher Schutztypen notwendig macht. Neben dem äußeren sowie inneren Blitzschutz stellen die abgestuften SPDs einen wesentlichen Teil der Schutzvorkehrungen dar. Um das Gebäude bestmöglich schützen zu können, ist vor der Installation eine umfassende Risikoanalyse nach VDE 0185-305-2 ( DIN EN 62305-2 ) erforderlich.

Spezialgebäude wie Krankenhäuser, Rechenzentren oder explosionsgefährdete Bereiche erfordern besondere Schutzmaßnahmen, da hier nicht nur Sachwerte, sondern auch Menschenleben und kritische Infrastruktur unmittelbar damit verbunden sind. So hilft ein sorgfältiger Überspannungsschutz, empfindliche sowie notwendige Geräte gegenüber Spannungsspitzen zu schützen. Selbiges gilt für explosionsgefährdete Bereiche, wie sie oftmals in der Chemie- oder Erdölindustrie zu finden sind.

Wieso ist der Blitzschutz beim Brandschutz wichtig?

Vielfältige Faktoren tragen dazu bei, dass der Blitzschutz elementarer Bestandteil des Brandschutzes von Gebäuden ist. Primär lässt sich dies auf mehrere Risikofaktoren zurückführen. So kann die enorme Hitze eines Blitzes Baumaterialien wie Holz entzünden und zu einem Brand führen. Auch besteht die Gefahr einer elektrischen Überlastung von Geräten, die zu Kurzschlüssen oder Funkenbildung führen kann. Zudem birgt ein Blitzeinschlag das Risiko, brennbare oder explosionsgefährdete Stoffe zu entzünden.

Indem Blitzschutzsysteme in das Brandschutzkonzept eines Gebäudes vollumfänglich integriert werden, lassen sich die aufgeführten Risiken erheblich verringern. In vielen Fällen sind Blitzschutzmaßnahmen sogar gesetzlich vorgeschrieben - insbesondere in gefährdeten Bereichen wie öffentlichen Gebäuden oder Industrieanlagen.