Arbeiten unter Spannung (AuS): Sicherheit, Qualifikation und gesetzliche Anforderungen

Warum Arbeiten unter Spannung höchste Standards erfordern

Arbeiten unter Spannung (AuS) gehören zu den anspruchsvollsten Tätigkeiten in der Elektrotechnik. Sie ermöglichen es, Reparaturen, Wartungen und Prüfungen durchzuführen, ohne den Betrieb elektrischer Anlagen zu unterbrechen. Doch genau diese Arbeiten bergen erhebliche Gefahren – von Lichtbögen über elektrische Schläge bis hin zu schweren Unfällen mit tödlichem Ausgang.

Der Schutz von Gesundheit und Leben hat oberste Priorität. Aus diesem Grund ist die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben und Normen sowie eine regelmäßige Schulung für alle beteiligten Fachkräfte verpflichtend. Insbesondere die jährlich geforderte Sicherheitsunterweisung gemäß § 12 ArbSchG und DGUV Vorschrift 1 stellt sicher, dass Fachkräfte stets auf dem aktuellen Stand sind und ihre Kenntnisse regelmäßig auffrischen.

Gesetzliche Grundlagen und Normen für Arbeiten unter Spannung

Die Durchführung von Arbeiten unter Spannung ist durch umfassende gesetzliche Regelungen klar geregelt. Diese Vorschriften stellen sicher, dass Arbeiten fachgerecht, sicher und unter Einhaltung der technischen Standards erfolgen. Zu den zentralen Vorschriften gehören:

  • Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG): Arbeitgeber müssen Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit und Gesundheit ihrer Beschäftigten zu gewährleisten.
  • DGUV Vorschriften 1 und 3: Diese Unfallverhütungsvorschriften regeln den sicheren Umgang mit elektrischen Betriebsmitteln und Anlagen.
  • Technische Regeln für Betriebssicherheit (TRBS): Sie definieren Anforderungen an Arbeitsmittel, Organisation und Qualifikation für Arbeiten unter Spannung.
  • DIN VDE 0105-100: Diese Norm gibt spezifische Anweisungen für den sicheren Betrieb elektrischer Anlagen und den Umgang mit Betriebsmitteln.

Durch die konsequente Einhaltung dieser Regelwerke wird nicht nur die Sicherheit der Fachkräfte gewährleistet, sondern auch rechtlichen und wirtschaftlichen Risiken vorgebeugt.

Wer darf Arbeiten unter Spannung durchführen?

Arbeiten unter Spannung sind ausschließlich qualifizierten Fachkräften vorbehalten. Zu den befähigten Personen gehören:

  • Elektrofachkräfte (EFK): Sie haben eine abgeschlossene elektrotechnische Ausbildung und verfügen über praktische Erfahrung.
  • Verantwortliche Elektrofachkräfte (VEFK): Diese tragen die Verantwortung für die Planung, Organisation und Überwachung von AuS-Tätigkeiten.
  • Elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP): Diese dürfen unter Aufsicht einer Elektrofachkraft arbeiten. Zusätzlich ist für alle Beteiligten eine regelmäßige Teilnahme an AuS-Schulungen sowie eine jährliche Sicherheitsunterweisung zwingend erforderlich, um die Fachkompetenz aufrechtzuerhalten.

Risiken und Gefahren beim Arbeiten unter Spannung

Arbeiten unter Spannung bergen zahlreiche Gefahren, die tödliche Folgen haben können. Zu den Hauptgefahren zählen:

  • Körperdurchströmung: Bereits geringe Stromflüsse ab 50 mA können tödlich sein. Sie verursachen Herzrhythmusstörungen, Muskelkrämpfe und schwere Verbrennungen.
  • Lichtbogenbildung: Kurzschlüsse führen zu Lichtbögen, die Temperaturen von bis zu 20.000 °C erreichen können. Diese können nicht nur Verletzungen und Verbrennungen, sondern auch Brände verursachen.
  • Sekundäreffekte: Stromschläge führen oft zu unkontrollierten Bewegungen, die Stürze und mechanische Verletzungen zur Folge haben.

Eine gründliche Gefährdungsbeurteilung und die Umsetzung geeigneter Schutzmaßnahmen sind unerlässlich, um diese Risiken zu minimieren.

Das AuS-Sicherheitsdreieck: Schutz auf drei Ebenen

Das Arbeiten unter Spannung basiert auf dem sogenannten AuS-Sicherheitsdreieck, das drei zentrale Schutzbereiche umfasst:

  • Organisatorische Schutzmaßnahmen:
    • Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen und Arbeitsanweisungen.
    • Festlegung klarer Verantwortlichkeiten und Zuweisung der Aufgaben an qualifizierte Personen.
  • Technische Schutzmaßnahmen:
    • Einsatz von isolierenden Werkzeugen und Schutzeinrichtungen.
    • Verwendung moderner Schutztechnik wie Fehlerstromschutzschalter (FI/RCD).
    • Sicherstellung der ordnungsgemäßen Prüfung und Wartung von Betriebsmitteln.
  • Persönliche Schutzausrüstung (PSA):
    • Isolierende Handschuhe, Schuhe und Kleidung.
    • Gesichtsschutz und Helme gegen Lichtbögen.
    • Arbeitskleidung mit hoher Lichtbogenfestigkeit. Durch die Kombination dieser Maßnahmen wird das Risiko für Fachkräfte erheblich reduziert.

Inhalte der AuS-Schulung und Sicherheitsunterweisung

Die jährliche Sicherheitsunterweisung für Arbeiten unter Spannung gliedert sich in theoretische und praktische Inhalte. Beide Komponenten sind essenziell, um ein umfassendes Verständnis für die Gefahren und die richtigen Schutzmaßnahmen zu vermitteln.

  • Theoretische Inhalte:
    • Überblick über die rechtlichen Vorgaben, insbesondere DGUV Regel 103-011 und VDE 0105-100.
    • Ursachen und Beispiele für Stromunfälle sowie deren Folgen.
    • Planung sicherer Arbeitsabläufe und Maßnahmen zur Gefährdungsminimierung.
  • Praktische Übungen:
    • Fachgerechte Anwendung der persönlichen Schutzausrüstung.
    • Simulation von Fehlerfällen und Reaktion auf unvorhergesehene Situationen.
    • Einsatz von Prüfgeräten und Werkzeugen für Arbeiten unter Spannung. Nach Abschluss der Schulung erhalten die Teilnehmer eine Teilnahmebescheinigung, die den gesetzlich geforderten Nachweis der Unterweisung erfüllt.

Praktische Herausforderungen und Erfahrungsaustausch

Im Rahmen der Sicherheitsunterweisung bietet der Erfahrungsaustausch unter Fachkollegen eine wichtige Gelegenheit, Herausforderungen aus dem Alltag zu diskutieren. Dieser Austausch ermöglicht es, spezifische Probleme zu lösen, Best Practices zu teilen und neue Ansätze für den sicheren Umgang mit spannungsführenden Anlagen zu entwickeln. Teilnehmer profitieren von den Erfahrungen ihrer Kollegen und erhalten praktische Tipps für ihre tägliche Arbeit.

Dokumentation: Pflicht und Schutz zugleich

Eine detaillierte Dokumentation der Arbeiten unter Spannung ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern dient auch als Absicherung für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Sie umfasst:

  • Detaillierte Beschreibungen der durchgeführten Tätigkeiten.
  • Angaben zu den beteiligten Fachkräften und eingesetzten Betriebsmitteln.
  • Nachweise über die Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen und die Ergebnisse der Prüfungen.

Im Schadensfall bietet die Dokumentation einen wichtigen Beweis für die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben.

Der AuS-Pass: Nachweis für Fachkompetenz

Der AuS-Pass dokumentiert die Befähigung einer Fachkraft zur Durchführung von Arbeiten unter Spannung. Voraussetzungen für den Erhalt des AuS-Passes sind:

  • Eine abgeschlossene elektrotechnische Berufsausbildung.
  • Regelmäßige Teilnahme an AuS-Schulungen.
  • Nachweis praktischer und theoretischer Kenntnisse gemäß DGUV Regel 103-011.

Der AuS-Pass dient nicht nur als Nachweis der Qualifikation, sondern auch als wichtiges Kontrollinstrument für Unternehmen, die sicherstellen müssen, dass nur qualifizierte Fachkräfte mit spannungsführenden Anlagen arbeiten.

Warum Routine eine Gefahr darstellt

Routine kann zu Nachlässigkeit führen – eine der größten Gefahren beim Arbeiten unter Spannung. Fachkräfte, die täglich mit spannungsführenden Anlagen arbeiten, neigen dazu, das Risiko zu unterschätzen. Die regelmäßige Sicherheitsunterweisung erinnert daran, dass auch erfahrene Profis gefährdet sind, und fördert ein kritisches Gefahrenbewusstsein.

Durch die Vermittlung neuer Ansätze und Best Practices können Fachkräfte sicherstellen, dass sie auch bei routinemäßigen Arbeiten höchste Sicherheitsstandards einhalten.

Zielgruppen für die AuS-Schulung

Die Sicherheitsunterweisung richtet sich an eine breite Zielgruppe, darunter:

  • Elektrofachkräfte (EFK) und verantwortliche Elektrofachkräfte (VEFK).
  • Führungskräfte, die Arbeiten unter Spannung organisieren und überwachen.
  • Elektrotechnisch unterwiesene Personen (EuP), die unter Anleitung tätig sind.

Jede Zielgruppe profitiert von einer gezielten Kombination aus theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung, um die Anforderungen sicher und effizient zu erfüllen.

Wichtig: Arbeiten unter Spannung – Sicherheit ist unverzichtbar

Arbeiten unter Spannung erfordern nicht nur technisches Fachwissen, sondern auch ein hohes Maß an Sicherheitsbewusstsein und Verantwortungsgefühl. Die jährliche Sicherheitsunterweisung ist ein essenzieller Bestandteil, um Fachkräfte auf mögliche Gefahren vorzubereiten und die Einhaltung aktueller Normen sicherzustellen. Deshalb empfehlen wir zur Teilnahme an dem eintägigen Seminar: Jährliche Sicherheitsunterweisung für das Arbeiten unter Spannung (AuS). Diese Weiterbildung dient zum Erhalt des AuS-Passes nach DGUV Regel 103-011 und DGUV Vorschrift 1.

Mit einem gültigen AuS-Pass, fundiertem Wissen und klar strukturierten Prozessen können Fachkräfte ihre Aufgaben sicher und effizient durchführen. Unternehmen profitieren von geschulten Mitarbeitern, die nicht nur die Anforderungen der Gesetzgebung erfüllen, sondern auch den störungsfreien Betrieb elektrischer Anlagen gewährleisten.

Unsere Seminarempfehlung

1-Tag Intensiv-Seminar
Jährliche Sicherheitsunterweisung für das Arbeiten unter Spannung (AuS)

Ziel dieser Jahresunterweisung ist, auch bei sehr viel Routine und Praxiserfahrung, den Schutz von Gesundheit und Leben beim Arbeiten unter Spannung zu erhalten.

Jährliche Sicherheitsunterweisung für das Arbeiten unter Spannung (AuS)